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Archäologen stellten in Wusterhausen ihre neuesten Befunde zur Stadt vor

27.03.2012
Vorschaubild zur Meldung: Archäologen stellten in Wusterhausen ihre neuesten Befunde zur Stadt vor

Um nur rund 250 Jahre in der Zeit zurückversetzt hätten selbst alteingesessene Wusterhausener wohl ihre liebe Not, sich auf Anhieb in ihrer Heimatstadt zurecht zu finden. Die Stadt am Südende des Klempowsees hat sich im zurückliegenden Jahrtausend gleich mehrfach grundlegend gewandelt. Vielleicht erklärt das das große Interesse der Wusterhausener an den Spuren der Geschichte unter ihren Füßen. Deutlich über 30 Besucher zählte jedenfalls der Vortrag, zu dem das Archäologiebüro ABD Dressler und das Wegemuseum am Freitagabend in den alten Laden des Herbst’schen Hauses eingeladen hatten.

Gar nicht vieler Worte bedurfte es, um klar zu machen, dass die Archäologen die Faszination der Wusterhausener für Stadtgeschichte vorbehaltlos teilen. Jette Anders hat den aktuellen Straßenbau in der Sankt-Petri- und der Domstraße über Monate fachlich begleitet. Die Archäologin hatte damit große Hoffnungen verbunden und wurde nicht enttäuscht. Schließlich war man schon 2006 bei Bauarbeiten in einem anderen Teil der Domstraße auf Reste eines slawischen Friedhofes mit Dutzenden Erdbestattungen gestoßen. Sensationell waren damals die Funde von Grabbeigaben wie Schwerter und sogar Goldschmuck.

Beim aktuellen Straßenbau traten weitere rund 30 Grabstellen zutage. Der Friedhof muss sich demnach lange vor der Gründung der heutigen Stadt nahezu über den gesamten Domhügel erstreckt haben. Die Archäologen rechnen mit über 1000 Gräbern und schlussfolgern nicht zuletzt deshalb und angesichts der bisherigen Funde, dass das heutige Wusterhausen einst eine bedeutende slawische Siedlung war. Auch bei den jüngsten Ausgrabungen, so führte Jette Anders aus, stieß man auf diverse Grabbeigaben wie metallische Schmuck- und Kleidungsteile, Spuren von Leder, Keramik und einzelne Münzen. Andere Bestattungen wiederum waren offenbar extrem schlicht. Zum Teil liegen die Gräber nur 30 Zentimeter tief. „Warum, lässt sich nicht genau sagen“, erklärte Anders. „Eventuell war Winter und der Boden war bei der Beerdigung gefroren.“

Der Straßenbau förderte zudem Spuren eines Altarms der Dosse zwischen Burgwall und dem Gräberfeld zutage – was offenbar für einige bauliche Probleme sorgte. Es fanden sich Reste eines Bohlenweges, deren Alter noch unklar ist, eine aufwändige Straßenbefestigung aus dem 18. Jahrhundert, vorgeschichtliche Steinbeile und Trümmer einer steinernen Ölmühle, wie man sie bisher nur in Sachsen fand.

 

Die Ausgrabungen und die Auswertung der Befunde seien noch nicht abgeschlossen, betonte Jette Anders. Bis etwa Mai erwarte man aber die Ergebnisse der anthropologischen und dendrochronologischen Untersuchungen, die nähere Aufschlüsse darüber versprechen, wer und wann auf dem Wusterhausener Gräberfeld bestattet wurde.

Torsten Dressler gab am Freitagabend einen Überblick über die archäologische Begleitung bei der Neugestaltung des Marktplatzes. „Ein Anliegen war, die Fundamentreste der älteren Rathäuser freizulegen und die frühere Gestalt des Marktplatzes.“ Dabei habe sich bestätigt, dass dieser Bereich nach Zerstörungen durch Feuer oder Krieg mehrfach grundlegend verändert wurde. Letztes gravierendes Ereignis dieser Art sei der große Stadtbrand von 1758 gewesen, nach dem das Stadtzentrum weitgehend seine heutige Form erhielt.

Für ausgesprochen aufschlussreich halten die Archäologen auch die am südlichen Ende des Marktes gefundenen Reste des Kampehler Tores. Anhand von Holzfunden habe man nachweisen können, dass an dieser Stelle wohl schon in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts eine Befestigung stand.

 

Dressler berichtete in dem Zusammenhang von gedruckten Stadtführern durch die Archäologie, an denen er und seine Mitarbeiter arbeiten. Für Bernau gebe es so etwas bereits, für Putlitz sei es in Arbeit. „Wusterhausen ist so spannend, das ist praktisch prädestiniert dafür, so etwas zu machen.“

 

Bis dahin werden sich Geschichtsinteressierte aber noch etwas gedulden müssen. Wesentlich näher liegt die nächste Veranstaltung mit dem Wegemuseum: der historische Osterspaziergang am Ostersonntag. Treffpunkt ist um 10.30 Uhr an der Kirche. Kindern ist eine Überraschung versprochen.

 

Alexander Beckmann (MAZ vom 26.03.2012)

 

Foto: A. Beckmann

 

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