Die Welt als Kleeblatt

22.05.2013
Vorschaubild zur Meldung: Die Welt als Kleeblatt

Geschichte der Kartografie derzeit Thema im Wegemuseum Wusterhausen / Projekt mit Kyritzer Schule

 

Ist es eines, oder ist es keines? Es könnte ein Windrad sein, eine Blüte oder sonstwas. Doch es ist eins, denn es steht über dieser Kupferstichkarte tatsächlich geschrieben: „Die ganze Welt in einem Kleberblat.“ Ein Kleeblatt also, das Europa, Asien, Afrika zeigt und Amerika nur als Randerscheinung. Eine solche Weltkarte sorgt in einer Region wie Wusterhausen, Kyritz, Gumtow und Neustadt, die sich als Kommunalverbund in Kleeblatt-Form präsentiert, für besondere Beachtung. Aber auch so manche andere Ausführung von Andrea Perlt – die Leiterin des Wegemuseums in Wusterhausen, die Pfingstsonntag fast zwei Dutzend Gäste hatte zu ihrer Führung unter dem Titel „Meilensteine der Kartografie“ – sorgte für Verblüffung.

 

Dass diese Führung ausgerechnet im 100. Todesjahr des in Kyritz geborenen weltbekannten Lehrers und Kartogafen Carl Diercke auf ein solches Thema abzielte, sei Zufall gewesen. „Ich hatte sie schon für voriges Jahr geplant“, verriet Perlt der MAZ. Nun aber kam es in diesem Jahr idealerweise sogar zu einer Zusammenarbeit mit der Kyritzer Carl-Diercke-Oberschule. Dort widmeten sich Schüler in mehreren Projekten ihrem Namensgeber. Nach der dort jüngsten Festveranstaltung in der Schule als Höhepunkt werden einige Projekte noch das gesamte Jahr über weitergeführt. Von einem wird das Ergebnis demnächst sogar im Wegemuseum präsentiert. So ist laut Perlt bereits für den nächsten Monat ein Termin geplant, an dem dort ein zusammen mit den Schülern erarbeiteter neuer Flyer mit dem Titel „Meilensteine der Kartographie“ erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wird.

 

Am Pfingstsonntag indes war im Museum schon mal detailliert zu erfahren, wie viele solcher Meilensteine es gibt und dass dabei auch die Region und mitunter gar die Lage des Ortes Wusterhausen in immer wieder neuem Licht erschien – befindet sich das Wegemuseum doch nicht zufällig an der Kreuzung eines einst wichtigen Wasser- und auch heute noch Verkehrswegs.

 

Andrea Perlt führte die Kartografie von ihren Anfängen aus, begonnen mit der Bedeutung des Wortes aus dem Lateinischen und Griechischen für eine gezeichnete, beschriebene Urkunde, über die Kosmografie, die mit der jüngst gefundenen Himmelsscheibe von Nebra neuen Auftrieb erfuhr, dann den besonders fein ausgebildeten Ansichten des Mittelalters bis in die Neuzeit hinein und zu den ersten Schul-Atlanten.

 

Unter den Zuhörern befanden sich weit angereiste Berliner, aber auch interessierte Wusterhausener sowie ehemalige Beschäftigte aus dem Kyritzer Katasteramt. Sie zogen sich weiße Stoffhandschuhe des Museums an, um in den originalen Atlanten zu blättern, oder sie nahmen sich eine der Lupen, um etwa auf einer kleinen Kopie der sogenannten Ebstorfer Weltkarte Details auszumachen. Im Original war die Karte 3,5 Meter hoch. War – weil sie im Zweiten Weltkrieg beim Bombenangriff auf Hannover zerstört wurde.

 

Im Original jedoch ist im Wegemuseum neben Karten, die vom Wusterhausener Experten Günter Kerfin geliehen sind, auch ein 1611 erschienenes Werk Heinrich Büntings zu bestaunen. Dessen Illustrationen erregten zur Entstehungszeit viel Aufsehen, zeigen sie doch etwa Asien als Pegasus, Europa in Form einer Jungfrau und eben die ganze Welt als ein Kleeblatt.

 

Matthias Anke (MAZ vom 21.05.2013)

 

Foto: Matthias Anke

 

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