Reisefotografie einmal anders

07.09.2014
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Ist es noch Reiseerinnerung oder doch schon Selbstinszenierung? Unwillkürlich stellt sich diese Frage bei so manchen Fotomotiven, die die Fotografin Barbara Wolff in ihrer jüngsten Neukreation „I was here!“ eingefangen hat. Am vergangenen Freitag begingen wir die Eröffnung der neuen Fotoausstellung in unserem Alten Laden.

 

Fast ein Heimspiel für die gebürtige Kyritzerin! Schon im alten Heimatmuseum und im frisch neu eröffneten Wegemuseum 2011 stellte sie ihre Werke aus. Damals trugen sie die Titel „Ghostwriter“ und „Transit F5“, in denen sie ihre eigene Kindheit an der Transitroute F 5 aufarbeitete.

 

Nun ein weit aktuelleres, wenn nicht sogar zeitkritisches Thema:

 

Die Fotografin Barbara Wolff begab sich in Berlin auf die Fersen von Reisenden und analysierte - quasi als „Trittbrettfahrerin“  - ihr Verhältnis zur Fotografie. Der Trend, sich selbst im Fokus vor Sehenswürdigkeiten zu fotografieren, zeichnet sich deutlich ab: Viele, viele Fotos entstehen heutzutage mit Digitalkameras, Fotohandys und Tablets, lassen sich sofort wieder aussortieren oder später auf Facebook und co. posten. Barbara Wolff wählte im Besonderen die neuralgischen Punkte der ehemals geteilten Stadt Berlin, also die politischen Spuren der jüngsten deutschen Geschichte, als Beobachtungsorte. Dabei beobachtete sie des Öfteren, wie historische und touristische Bedeutung für die Reisenden nahezu verschwimmen. Und tatsächlich muten auch einige Fotos so an, als ob die Touristen scheinbar den Ort, an dem sie sich bewegen, nicht mehr wirklich in seiner historischen Bedeutung wahrnehmen.

 

Dabei sind die Aufnahmen durchaus heiter gestimmt – manch einer würde es vielleicht auch Ironie des Zeitgeistes nennen. An anderer Stelle in Berlin würde die heutige „Selfie-Kultur“ sicher etwas denkwürdiger ausfallen, wenn wir zum Beispiel an das Berliner Holocaust-Denkmal gingen.

 

In jedem Fall empfiehlt sich eine Besichtigung dieser besonderen Perspektive auf Berliner Sehenswürdigkeiten. Lukas Sabionski umgab die Eröffnung mit Klavierstücken wie Streets of London und My Way. Auch ein kleines Buffet mit leckerem Fingerfood und Getränken erfreute unsere Gäste. Bis zum 12. Oktober 2014 sind die Fotoarbeiten im Alten Laden bei freiem Eintritt noch zu sehen.

 

Andrea Perlt

 

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