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Osterspaziergang trotz Winterwetter gelungen

04.04.2018

Dort, wo einst die Dosse floss

Auch der Wusterhausener Osterspaziergang am Sonntag litt unter verspätetem Winterwetter

Wolfgang  Hörmann

Wusterhausen. Zuerst zum Gottesdienst, dann auf Schusters Rappen ein Stück durch die Stadt - die Wusterhausener Tradition wurde auch am vergangenen Sonntag gepflegt. Dabei litt der mittlerweile 7. Osterspaziergang, den wie immer Mitglieder des Kulturvereins vorbereitet hatten, wie sein Vorgänger tags zuvor in Dreetz unter dem Wetter. Hatte es am Sonnabend geregnet, begleitete am Sonntag feiner Graupelschnee die etwa 30 Frauen, Männer und Kinder durch die Altstadt. Das waren deutlich weniger, als in den Jahren zuvor. Sie trotzten einem verspäteten Winterwetter auf Spurensuche nach dem einstigen Verlauf der Dosse. Die Suche gelang dank der sachkundigen Scouts Helga Schimpke, Bärbel Hartwig und Reiner Lehmann sowie solch "Eingeborener" wie Hannelore und Rüdiger Hermisson. Wie in den Vorjahren war der Spaziergang, diesmal unter Regenschirmen und Kapuzen, wieder ein interessanter Ausflug in die Geschichte. Konnte Pfarrer Alexander Bothe beim Abmarsch von der Stadtkirche "St. Peter und Paul" den Blick noch auf die "bis auf Restarbeiten weitestgehend sanierten" Turmportale lenken, so steuerte die Wandergruppe danach zielgerichtet die frühere Wildberger Straße an. Sie trägt nach seinem großzügigen Spender Christian-Wilhelm Borchert für den Umbau des Heiliggeist-Klosters bis heute den Namen "Borchertstraße". Samt einem Anbau 1997 ist das einstige Kloster ein Seniorenheim. Besagte Erweiterung steht übrigens auf einem  in den 50er und 60er Jahren zugeschütteten Dossearm, wobei Erklärer Reiner Lehmann wieder beim Thema war. Wie Rüdiger Hermisson erinnerte sich der 1940 geborene Gärtnermeister an Winterzeiten, in denen er als Schuljunge auf Schlittschuhen zum Unterricht gleiten konnte. Ältere Wusterhausener nickten dazu in stiller Erinnerung und holten sich zwischendurch eine kleine Portion Eierlikör ab. Der war als "Wegzehrung" dabei, so, wie Überraschungseier für die Jüngsten. Gärtner Lehmann erzählte indes weiter. Wo es von der Borchertstraße heute links in Richtung Dosse-Halle abgeht, habe einst eine Brücke gestanden, an der auf der einen Seite Frauen ihre Wäsche wuschen, während auf der anderen Vieh auf die Weiden getrieben wurde. Die interessierten Zuhörer kamen haarscharf zu dem Schluss, dass die um die 40er Jahre Geborenen eine bis in die Gegenwart gänzlich unterschiedlich anzusehende Heimatstadt erlebt hatten. Das  einstige Ackerbürgerstädtchen mit Großem Rohrteich, Pintus-Dosse, Schwenze und der eigentlichen Dosse, auf der Stämme bis zu einem Dampfsägewerk geflößt wurden, gibt es längst nicht mehr. Das Hier und Heute spielte dann auch noch beim Rückweg der wetterbedingt verkürzten Wegstrecke eine Rolle. Ziel  war ein Dach überm Kopf. Zum Glück hatten Frauen aus dem Kulturverein im "Alten Laden" des Herbst'schen Hauses ein leckeres Buffet aufgebaut. Aufwärmen tat dringend not.